Worauf du bei der Wahl deines Köcher als HSP achten solltest

Als die Menschen noch mit Speeren durch den Wald geschlichen sind um ihr Essen zu jagen, hatten sie sicher auch folgendes Problem: wohin mit den 20 Speeren, die man unter dem Arm trägt, wenn man gerade den einen entscheidenden Wurf machen will?

Spaß beiseite, mit der Erfindung von Pfeil und Bogen wurde in der Tat der Transport der Munition deutlich vereinfacht. So ein Satz Pfeile ist halt doch deutlich handlicher.

Die englischen Langbogen-Schützen sollen ihre Pfeile einfach unter ihren Gürtel geklemmt haben. Doch wirklich praktisch ist das nicht und so haben die Menschen auch den Pfeilköcher erfunden, eine Art Tasche um die Pfeil sicher und geschützt zu transportieren oder griffbereit zu haben.

Auch wenn wir zum Balanced-Mind-Bogenschießen eigentlich keinen Köcher brauchen, gehört er für viele Schützen einfach zu einer vollständigen Ausrüstung. Wenn du dich also fragst, welcher Köcher der richtige für dich ist, dann soll dich dieser Artikel bei der Auswahl unterstützen.

 

Was einen guten Köcher für Pfeile ausmacht

Welche Aufgabe hat ein Pfeilköcher? In der Einleitung habe ich schon ein paar Punkte aufgeführt. Es ist vor allem:

  1. einfach zu befüllen und entnehmen
  2. geschützter Transport der Pfeile
  3. bequem zu tragen

Drei einfache Punkte und doch scheint der wirklich perfekte Köcher noch nicht erfunden. Alle Pfeilköcher haben ihr speziellen Vor- und Nachteile.

Die meisten Köcher können 6 oder mehr Pfeile aufnehmen. Daher ist das hier kein Unterscheidungskriterium. Sollte ein Köcher besonders viele oder nur sehr wenige Pfeile aufnehmen können, habe ich es dazu geschrieben.

 

Welche Arten von Köchern am üblichsten sind

Aus genau diesen Vor- und Nachteilen haben sich ein paar Modelle als besonders akzeptabler Kompromiss herausgestellt und daher sind diese Modelle auch sehr verbreitet.

Der Seitenköcher

seitenköcher
Typischer Seitenköcher

Der Seitenköcher wird an der Hüfte, auf der Seite der Zughand, getragen. Die Öffnung schaut nach vorne. Manche Seitenköcher haben einen integrierten Gürtel oder aufgesetzte Zubehör-Taschen.

Schauen wir uns an, wie der Seitenköcher bei unseren drei Kriterien abschneidet:

  1. einfach zu befüllen und entnehmen: das ist die größte Stärke des Seitenköchers. Dadurch das die Öffnung nach vorne schaut, sieht man sehr gut, wie viele Pfeile man noch hat und kann sie auch sehr einfach wieder zurück stecken.
  2. geschützter Transport der Pfeile: Die meisten Seitenköcher sind relativ lang, so dass rund 2/3 des Pfeils im Köcher steckt. Allerdings ist die Befiederung vor Wind und Wetter nicht geschützt, was gerade bei Naturfedern wünschenswert wäre. Auch an Blättern und Ästen kann man mit den Pfeilen in diesem Köcher leicht hängen bleiben.
  3. bequem zu tragen: Auch hier kann der Seitenköcher punkten. An der Hüfte baumelnd stört er beim schießen selbst gar nicht. Nur beim Gehen kann genau dieses baumeln und klappern der Pfeile nerven.

Der Seitenköcher ist sicher der am häufigsten verwendete Köcher bei Bogenschützen.

 

Der Rückenköcher

rückenköcher
Ein großer Rückenköcher

Gerade bei traditionellen Bogenschützen ist der Rückenköcher sehr beliebt. Rein optisch macht er auch sehr viel her und manche Modelle haben Platz für seeeehr viele Pfeile. Kein Wunder also, dass Filmhelden fast immer einen Rückenköcher verwenden.

  1. einfach zu befüllen und entnehmen: an diesem Punkt schneidet ein Rückenköcher definitiv am schlechtesten ab. Man hat hinten keine Augen und kann nur erfühlen, wie viele Pfeile man noch im Köcher hat. Steckt man einen kaputten zurück, gilt Murphy’s Gesetz: die nächsten Male ist es fast immer genau dieser eine kaputte, den man herausnimmt. Sich vorne über zu bücken ist übrigens auch keine gute Idee, ausser man spielt gerne Pfeile-Mikado.
  2. geschützter Transport der Pfeile: In diesem Köcher sind die Pfeile meist genauso gut geschützt, wie in einem Seitenköcher. Da die meisten Rückenköcher keine Pfeilröhren haben – das würde das wieder befüllen noch schwerer machen – kann die Befiederung leiden, wenn man sehr viele Pfeile mitnimmt. Man bleibt auch leicht an Ästen hängen, unter denen man durchgeht.
  3. bequem zu tragen: Hier baumelt nichts und die Pfeile klappern auch weniger. Wenn der Köcher ein 3-Punkt-System hat, bleibt er auch beim gehen an seiner Position. Nur für hochsensible Menschen gibt es hier noch eine zusätzliche Einschränkung, doch dazu später mehr.

Glenn St. Charles Köcher

st. charles köcher
Ein Glenn St. Charles Köcher

Eine Sonderform des Rückenköchers ist der Glenn St. Charles Köcher, benannt nach seinem Erfinder. Ein alternativer Name ist sidekick-Köcher.

  1. einfach zu befüllen und entnehmen: den St. Charles Köcher trägt man umgehängt am Rücken. Zum Entnehmen eines Pfeils greift man nach hinten auf Höhe der Hüfte in die lange Öffnung und kann den Pfeil nach vorne herausziehen. Das geht ohne hinschauen und nahezu lautlos. Um die Pfeile wieder einzustecken, kann man den Köcher bequem nach vorne schwingen und die Pfeil gerade in die hintere, große Öffnung stecken.
  2. geschützter Transport der Pfeile: Hier sind die Pfeile wirklich Optimal geschützt. Wind, Wetter, Äste, nichts kann an die Pfeil ran.
  3. bequem zu tragen: Dieser Köcher trägt sich sehr bequem, hat aber eine ähnliche Einschränkung für hochsensible Menschen, wie alle Rückenköcher.

Leider ist der Köcher scheinbar recht aufwändig herzustellen und daher teurer. Mir ist kein Hersteller bekannt, der den in großen Stückzahlen anbietet und daher ist er auch nicht sonderlich verbreitet.

 

Der Bogen-Köcher

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Ein Bogenköcher an einem traditionellen Langbogen

Der Bogenköcher wird tatsächlich am Bogen selbst befestigt. Gerade moderne Recurve- und Compound-Bögen habe Bohrungen am Mittelteil, die dafür genutzt werden können. Es gibt aber auch Bogen-Köcher die an traditionelle Bögen angesteckt werden können.

  1. einfach zu befüllen und entnehmen: Dadurch dass man den Bogen eh in der einen Hand hat, lassen sich die Pfeile sehr einfach entnehmen und wieder einstecken.
  2. geschützter Transport der Pfeile: Die Pfeile sind ziemlich ungeschützt in dem Bogen-Köcher. Allerdings hüten die meisten Bogenschützen ihren Bogen ganz besonders, wenn sie im Gelände unterwegs sind und davon profitieren auch die Pfeile im Bogen-Köcher.
  3. bequem zu tragen: Da man keinen zusätzlichen Ausrüstungsgegenstand hat, den man vergessen könnte oder zusätzlich tragen muss, ist das der größte Pluspunkt für den Bogen-Köcher.

Ein weiterer Vorteil dieses Köchers ist, dass sein Gewicht am Mittelteil des Bogens, den Bogen im Abschuss ruhiger macht. Daher ist er in manchen Bogenklassen bei Turnieren auch nicht zugelassen.

Zwei Nachteile hat der Bogen-Köcher aber auch: er kann selten mehr als 6 Pfeile aufnehmen und abgebrochene Pfeile passen manchmal gar nicht mehr hinein. Man hat auch keine Tasche für Zubehör, so dass man das in seinen sonstigen Taschen verstauen muss.

 

Der Holsterköcher

holsterköcher
Beim Holsterköcher schauen die Pfeile nach hinten

Der Holsterköcher ist eine interessante Weiterentwicklung des Seitenköchers. Er wird auch an der Seite getragen, aber die Öffnung für die Pfeile zeigt nach hinten. Dadurch baumeln sie gefühlt nicht so sehr rum beim gehen.

  1. einfach zu befüllen und entnehmen: auch hier ist das Entnehmen und Befüllen der Pfeile sehr einfach, da man die Öffnung direkt im Blick hat.
  2. geschützter Transport der Pfeile: In diesem Köcher werden die Pfeile eingeklemmt. Dadurch kann man nur maximal 10 – 12 Pfeile transportieren und die stecken nur zu rund 1/3 in dem Köcher, sind also praktisch ungeschützt.
  3. bequem zu tragen: sogar bequemer als beim Seitenköcher.

Gerade für hochsensible Menschen ist der Holsterköcher daher ein hervorragend geeigneter Köcher.

 

Natürlich gibt es noch viele verschiedene Arten von Köchern mehr. Die, die ich in diesem Artikel vorgestellt habe, sind entweder sehr häufig oder besonders gut für uns geeignet.

 

Worauf du als hochsensibler Mensch bei der Wahl deines Köchers besonders achten solltest

Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt eindrücklicher wahr, als die meisten Menschen. Das macht sich zum Beispiel auch oft bei der Kleidung bemerkbar. Der Pulli, der für 80 von 100 Menschen völlig in Ordnung ist, kratzt den hochsensiblen Menschen nahezu unerträglich auf der Haut.

Beim Balanced-Mind-Bogenschießen geht es um die aktive Meditation, die Rolle des Betrachters einzunehmen und den Blick nach innen zu richten. Gerade für hochsensible Menschen ist es eine wichtige Erfahrung, sich so genau wahrzunehmen und daher auch leichter im Alltag abgrenzen zu können.

Daher rate ich dir, auf einen Rückenköcher oder Rucksack beim Bogenschießen zu verzichten. Die können noch so bequem gestaltet sein, doch das Gewicht am Rücken und der leichte Druck der Träger stört die Wahrnehmung, insbesondere die der Rückenmuskulatur.

 

Das ganze Thema Material zum Bogenschießen ist auch ein Teil in meinem Buch „Balanced Mind – Bogenschießen für hochsensible Menschen„, dass in Kürze erscheinen wird. Trage dich hier gleich ein, um sofort über die Veröffentlichung informiert zu werden:

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3 Gedanken zu „Worauf du bei der Wahl deines Köcher als HSP achten solltest

  • 9.11.2016 um 17:36
    Permalink

    Lieber Jean-Christoph!
    Ich verfolge liebend gerne Deine Berichte, Vergleiche und Ratschläge. Danke für den Köchervergleich mit allen positiven und negativen Eigenschaften. Mein persönliches Highlight fehlt leider – der
    Indianische Köcher.
    Ich benutzte vorher alle Arten von Köchern – Seiten – Rücken – Holsterköcher. Seit ca. 10 Jahren aber nur mehr den Indianischen Köcher. Er bietet für mich alle Vorteile und (fast) keine Nachteile. In „Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus“ S. 333ff ist alles gesagt zu diesem Köcher. Es gibt dort auch eine Bauanleitung!
    Die Nachteile dieses Köchers sind für mich –
    – es gibt ihn (fast) nirgends (wo krieg ich ihn???) und
    – er muss, um voll wirksam zu sein, der Pfeillänge angepasst sei.
    Vielleicht kann man diesen „Superköcher“ etwas mehr publik machen, damit sich Hersteller mit diesem auch beschäftigen.
    Mit herzlichen Dank
    Hans – W.

    Antwort
  • 9.11.2016 um 17:38
    Permalink

    hab ich vergessen –
    Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus Band 2” S. 333ff

    Antwort

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