Vom loslassen

Pfeil und Bogen bieten ja so unglaublich viele Metaphern.

Anspannen und entspannen, den Bogen überspannen oder eben auch loslassen.

Und eben um dieses loslassen, von Pfeilen und auch sonst im Leben, soll es in dem heutigen Artikel gehen.

Beim Bogenschießen richten wir uns aus. Wir geben unser bestes, den Pfeil auf das Ziel auszurichten. Und dann müssen wir loslassen. Wir müssen die Kontrolle aufgeben damit der Pfeil sein Ziel treffen kann. Solange wir festhalten ist es eine gute Absicht, erst wenn wir aufhören festzuhalten, können wir unser Ziel erreichen.

 

Doch wie können wir loslassen?

In dem wir aufhören, Kraft aufzuwenden, um die Sehne und den Pfeil bei uns zu behalten. Wir müssen einfach ent-spannen, uns locker machen, aufhören zu verkrampfen. Sobald unsere Finger nachgeben, fliegt der Pfeil. Doch wenn wir durch die Rückenspannung unsere Hand sogar genau entgegen gesetzt zur Flugrichtung des Pfeils bewegen, fliegt er noch gerader und präziser auf sein Ziel zu.

 

Warum fällt uns das Loslassen manchmal so schwer?

Weil wir die Dinge die wir haben, als wertvoller erachten, als die Dinge die wir nicht haben. Das nennt sich Besitztumseffekt, auch Endowment-Effekt genannt. Hier hat man ein spannendes Experiment gemacht, in dem man zwei Gruppen jeweils getrennt einen identische Kaffee-Tasse gegeben hat. Die eine Gruppe sollte einen Preis festlegen, zu dem sie bereit wäre die Tasse zu verkaufen. Die andere Gruppe sollte bestimmen, was sie bereit wäre für die Tasse zu bezahlen. Der Unterschied war enorm: der Preis der Verkäufer-Gruppe lag bei $ 7,12. Die Käufer hingegen hätten nur $ 2,87 dafür bezahlt.

Der Psychologen Brian Knutson von der Stanford University hat in einem Experiment untersucht, welche Hirnareale besonders aktiv sind, wenn wir uns von etwas trennen müssen. Die Region heißt Inselrinde und ist der Bereich in unserem Gehirn, der für die Verarbeitung und emotionale Bewertung von Schmerzen zuständig ist. „Scheiden tut weh“ ist also nicht nur ein Spruch, sondern neuro-biologische Realität.

Doch alles was wir festhalten braucht unsere Energie. Und wir alle haben nur 100% Energie, die wir verteilen können. Daher sind meine Frau und ich auch gerade wieder dabei, die Idee des Minimalismus in unser Leben zu bringen. Was brauchen wir wirklich? Was hat sich im Laufe der Zeit angesammelt und braucht Energie? Auch ein Ding das nur rumsteht, muss ab und zu abgestaubt werden, bei einem Umzug transportiert werden, braucht Raum, usw.

Und dabei bemerke ich auch immer wieder am eigenen Leib, dass loslassen manchmal gar nicht so leicht ist. Gerade die Dinge, mit denen ich Emotionen und Erinnerungen verbinde, brauchen dann ein paar Anläufe, bis ich sie gehen lassen kann. Zum Beispiel meine Bogen-Sammlung.  Ich habe so viele Bögen und schieße doch nur mit einige wenigen wirklich oft. Erst recht wo ich ja von rechts auf links gewechselt habe. Und trotz aller Vernunft konnte ich bisher die Anzeigen nicht bei Facebook oder Ebay einstellen, was sich aber in den nächsten Tagen ändern wird.

Was sich vielleicht im ersten Moment schwermütig anhört, ist dann eine Erleichterung. Jeder, der schon mal mit ordentlich Marschgepäck losgelaufen ist, weiß, wie viel Leichtigkeit einem jedes Ding verschafft, dass man unterwegs gehen lassen darf. Dieses Gefühl der Leichtigkeit motiviert mich, den vermeintlichen Trennungsschmerz gerne in Kauf zu nehmen.

 

Noch schwerer als das Loslassen von Gegenständen, ist sicher das Loslassen von Begleitern. Der einzige der uns sicher bis zu unserem Tod begleitet, sind wir selbst. Die meisten Menschen und Tiere begleiten uns nur ein Stück des Weges. Und wenn wir an jeder Abzweigung nur dem Weg folgen, den der oder die andere gehen will, damit er bei uns bleibt, dann verlieren wir manchmal unseren eigenen Weg aus den Augen. Und das kann uns unglücklich machen, da wir so unsere eigene Bestimmung vielleicht nicht leben können.

Natürlich wäre es schön, wenn alle Menschen und Tiere die wir mögen oder lieb gewonnen haben, den ganzen Weg mit uns gehen würden. Doch das ist nur sehr selten der Fall. Ich glaube jeder hat seine Aufgabe im Leben und muss seinen Weg gehen und daher ist es auch so wichtig, loszulassen. Aufhören festzuhalten, wenn klar ist, dass die Wege sich trennen.

Doch das tut oft erst mal weh. Das Loslassen kostet uns zumindest Überwindung und Mut. Wir haben uns auf unser Ziel ausgerichtet und dann braucht es Mut die Kontrolle aufzugeben und geschehen zu lassen. Das Ergebnis können wir dann nur akzeptieren, nicht mehr beeinflussen.

 

Loslassen üben

Und das können wir mit Pfeil und Bogen üben. Jeden morgen, wenn ich meine Balanced-Mind-Übungen machen und ein paar Pfeile fliegen lassen, übe ich aktives Loslassen. Lerne jeden Tag auf’s neue, dass ich nur mein Bestes geben kann, meine Energie voll auf das Ziel ausrichten kann und dann loslassen und das Ergebnis akzeptieren muss.

„Drei Dinge kann man nicht zurückholen: den Pfeil, der vom Bogen schnellte, das in Hast und Eile gesprochene Wort, die verpasste Gelegenheit.“ – Hazrat Ali

 

Wie übst du loszulassen?

 

3 Gedanken zu „Vom loslassen

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