Papa macht mit seinen Kindern einen Bogenkurs. Er hat als Kind geschossen, aber dann nicht mehr.
Nach dem Kurs hat Papa so ein eigenartiges Strahlen in den Augen.
Oft kam Papa dann in den nächsten Tagen in mein Geschäft, legte mir einen Bogen auf den Tresen und sagte:
„Habe ich vom Dachboden geholt, mit dem habe ich als Kind immer geschossen„.
Das hat mir Spaß gemacht. Da waren echte Klassiker und Sahnestückchen dabei. Denn meine Aufgabe war es dann, die Bogen zu prüfen, wieder Flott zu machen und ihnen eine neue Sehne zu verpassen.
Den Bowroom habe ich geschlossen, doch damit du selbst so einen Dachboden-Fund wieder flott machen kannst, habe ich dir in der heutigen Folge des Bogenblog Basics zusammen gestellt, wie man die Bogenlänge und die Sehnenlänge misst.
Die Bogenlänge messen
Wenn du die Bogenlänge ermitteln willst, dann nimm ein Massband und miss von einer Sehnenkerbe zur anderen am Bogenrücken entlang. Ein flexibles Massband ist besonders gut geeignet, da du damit zum Beispiel auch die Recurves messen kannst.
Nimm diese Länge und teile sie durch 2,54 wenn du ein Massband mit Zentimeter-Einteilung verwendest. Die verschiedenen Umrechnungsfaktoren habe ich in der letzten Ausgabe der Bogenblog Basics vorgestellt.
Es wird selten ein gerader Wert in Zoll rauskommen, dass heisst du musst dann runden.
Wenn du zum Beispiel 157cm gemessen hast, dann rechnest du
157cm / 2,54 = 61,811023622
also gerundet 62″.
Die Sehnenlänge messen
Wenn du eine Sehne hast, aber nicht weißt, für welchen Bogen die passt, dann hilft dir diese Folge ebenso.
Hier misst du du wieder genau so die Länge mit deinem Massband.
Wenn du nun als Sehnenlänge 157cm gemessen hättest, dann würde diese Sehne für einen Bogen passen, der 66″ lang ist.
Die AMO, heute ATA, hat das nämlich mal als Standard definiert: Bogenlänge – 3″ = Sehnenlänge
Natürlich gibt es inzwischen etliche Ausnahmen davon, z.B. die meisten Reiterbögen und natürlich Compoundbögen. Hier wird die Länge der Sehne und Kabel ganz anderes berechnet.
Auch halten sich nicht alle Sehnenmacher genau an den AMO Standard, so sind es in unserem Beispiel oben ja 4″ statt 3″
Standhöhe und Sehnenlänge
In der Folge der Bogenblog Basics zum Thema Sehne allgemein habe ich ja schon viel erklärt.
Aber wie hängt nun die Standhöhe mit der Sehnenlänge zusammen?
Wie in diesem Video schon gesagt: wäre die Sehne genau so lang, wie der Bogen, wäre die Standhöhe gleich Null. Je kürzer die Sehne wird, desto größer wird die Standhöhe. Deswegen stellt man die Standhöhe ja durch eindrehen bei einer flämisch gespleissten Sehne ein, denn dadurch wird sie kürzer.
Nun wäre es ideal, man könnte die genaue Sehnenlänge berechnen, wenn man die Bogenlänge und die Standhöhe gegeben hat. Die Formel würde aber nichts bringen, da:
- sich der Bogen je nach Bauart (Recurve, Langbogen, Reiterbogen,…) bereits beim Aufspannen anders biegt und man eigentlich nur einen Kreisbogen berechnen kann
- das Sehnenmaterial eine gewisse Reckung hat, die in die Länge mit einberechnet werden müsste
Daher wird in der Regel auf den AMO-Standard zurück gegriffen, auch wenn das nicht sehr genau ist.
Fundstücke
Bei der Recherche zu diesem Artikel habe ich ein paar Bildern von solchen Dachboden-Funden oder Raritäten wieder gefunden. Ein paar davon, möchte ich mit euch teilen.




Hast du auch schon mal so einen Dachboden- oder Flohmarktfund gemacht? Dann bereichte mir bitte in einem Kommentar davon.
Wow, klasse Artikel. Für so einen Dachbodenfund bräuchte ich aber erst mal einen Dachboden 😀
Sehr interessant
kann man gut gebrauchen in der Praxis
Ich hab gerade etwas über Bögen und die Verwendung von Zoll gesucht. Die Umrechnung war jetzt nicht neu für mich, aber die Berechnung von Bogen- und Sehnenlänge fand ich interessant. Als Kind hab ich einen Bogen gehabt. Nicht durch einen Bogenkurs mit Papa, sondern einfach so bekommen. Und seitdem fand ich sowas eigentlich immer toll. Indianerfilme, Odysseus (gibts da eigentlich Angaben zu seinem Bogen? wäre mal ein interessantes Thema), Fantasy Rollenspiele, Magyaren in einem Browserspiel,… Bögen haben mich mein Leben begleitet, wenn auch nicht mehr so im realen Leben.
Hallo Bogenblog basics,
baue gerade einfach mal so einen riser (also das Mittelstück) eines takedown-Bogens
aus Buche-Schichtholz- sieht bereits gut aus und ist 22″ lang geworden.
Die Wurfarme will ich zukaufen.
Nun habe ich eine Sehne übrig, die 67″ lang ist. Welche WA-Länge brauche ich jetzt dazu?
Muß ich welche kaufen, die mit einer Länge 70″ angeboten werden?
Gibt es eine Faustregel über das Längenverhältnis Mittelstück – Wurfarme?
Hat das Wurfgewicht der WA einen Einfluß auf meine Wahl?
Höre gerne von Dir!
Hallo Elmar,
danke für deinen Kommentar und deine Fragen. Für das Verhältnis MT zu WA gibt es typische Werte, die einen guten Kompromiss zwischen Wurfleistung und max. Auszugslänge darstellen. Es gibt keine Faustregel. 70″ wäre schon richtig, nur ist die Frage auf welche MT-Länge sich dass bei dem Hersteller bezieht. Da musst du schauen.
Zu lange WA bei zu wenig Zuggewicht und der Bogen wird langsam.
Hallo,
Ich fertige bei uns im Verein oft Sehnen für einige Kameraden.
Der Wert nach AMO mit 3 Zoll kürzer als der Bogen stimmt fast immer bei Langbögen.
Bei nahezu allen Recurvebögen wäre diese Sehne deutlich zu lang.
Hierzu nehme ich zu den 3 Zoll, 7,62cm noch 1,5cm dazu. Dies ergibt dann gerundet 9,1cm. Hiermit kam bisher jeder klar.
Abhängig von der Standhöhe, müßten die Schützen zwischen 6 – 20 Umdrehungen einstehen.
Danke für diese Ergänzung, Willi.
Hab aus dem Keller meinen original Grizzly von Fred Bear ausgegraben. Den hab ich vor über 30 Jahren mit 60 lbs geschossen. Hab eben eine entsprechende Sehne im Internet bestellt. 🙂
Bin gespannt ob ich den noch verziehe.
Herzlichen Gruß,
Marchese
Schön, wenn dir der Artikel geholfen hat, die richtige Sehne für deinen Bogen zu finden.
Hallo,
endlich mal eine verständliche Erläuterung der Zusammenhänge.
Hätte ich das früher gewusst hätte ich 25 € für eine falsche Sehne gespart.
Danke auch Willi für die Erläuterungen, war bei mir genau der Punkt.