Screencast: der Spinewert-Rechner im archers‘ multitool

Pfeile die geradeaus ins Ziel fliegen, dank dem richtigen Spinewert und dem Spinewert-Rechner

Der Spinewert ist einer der wesentlichen Faktoren, damit Pfeile geradeaus fliegen und der original Spinewert-Rechner im archers‘ multitool hilft dabei, diesen Wert zu berechnen. Die Masseträgheit sorgt nämlich dafür, daß die Pfeile im Abschuss durchgebogen werden, bevor sie auf das Ziel zufliegen.

Diese Durchbiegung muss genau auf den Schützen und den Bogen abgestimmt sein, damit die Pfeile auch geradeaus fliegen.

Anleitung für die Benutzung des Spinewert-Rechners

Kein Wunder also, daß der Spinewert-Rechner das meist genutzte feature im archers‘ multitool ist.

Dieses kostenlose Tool, dass ich bereits seit 2008 kostenlos im Bogenblog anbiete, hilft dabei, diesen dynamischen Spinewert zu berechnen.

Hier geht es zum:

archers‘ multitool

Wie man den Spinewert-Rechner benutzt, habe ich im neuen Screencast vom archers‘ multitool erklärt:

Aber gehen wir nochmal auf die Frage ein, wozu man sich als Bogenschütze überhaupt mit dem Spinewert beschäftigen sollte.

Das Bogenparadoxon

Dazu folgende Grafik, die das Bogenparadoxon darstellt:

Das Bogenparadoxon als Erklärung des Spinewert

Eine gedachte Linie von der Sehne durch die Mitte der Wurfarme ist die Kraftrichtung des Bogens.

Der Pfeil zeigt bei einem Rechtshand-Schützen aber nach links von dieser Kraftlinie, da die Pfeilauflage der meisten traditionellen Bögen nicht über die geometrische Mitte des Bogens ausgeschnitten ist.

Totzdem trifft der Pfeil sein Ziel, da er im Abschuss gestaucht wird und sich in Wirklichkeit nach vorne schlängelt statt ganz gerade zu fliegen.

Das liegt am 1. newtonschen Gesetz der Masseträgheit, nach dem ein Objekt in Ruhelage auch in Ruhelage bleiben will. Der Pfeilschaft zwischen beschleunigter Nocke und Pfeilspitze in Ruhelage befindet sich also in einem Dilemma und biegt sich daher durch. Nach dem auch die Spitze nun genug Energie bekommen hat um sich in Richtung des Ziels zu bewegen, schwingt der Pfeilschaft in die entgegengesetzte Richtung nach. Diese Schwingung musss nun durch die Biegesteifigkeit des Materials genau so gesteuert werden, dass der Pfeil in Richtung der Kraftlinie fliegt.

Ein zu weicher Pfeil würde zu sehr schwingen und daher in unserem Beispiel rechts von der Kraftlinie auftreffen. Ein zu harter Pfeil würde zu weit nach links fliegen, da er nicht genug schwingt.

Die groben Stellschrauben für Spinewert sind somit das Spitzengewicht und die Pfeillänge, da ein langer Pfeilschaft weicher schwingt als ein kurzer.

Pfeillänge und Auszugslänge

Diese beiden Längen werde oft durcheinander gebracht, da nicht jedem Schützen die Messmethoden bekannt sind, die die AMO (heute ATA) als Standard festgelegt hat.

Auszugslänge nach AMO

Dazu der englische Original-Text der Spezifikation (AMO Standards Committee
FIELD PUBLICATION FP-3, revised 5/00):

Draw length is a specified distance, or the distance at the archer’s full draw, from
the nocking point on the string to the pivot point of the bow grip (or the theoreti-
cal vertical projection of a tangency line to the pivot point parallel to the string)
plus 1 3/4”. Draw length from pivot point shall be designed at DLPP and shall be called TRUE DRAW LENGTH.

EXAMPLE: 26 1/4” DLPP plus 1 3/4” is the equivalent of 28” draw.
 
For Dealers and General Use:

For practical reasons not requiring precise terms, draw length is the distance, at
the archer’s full draw, from the nocking point on the string to the back of the bow
at the arrow rest.

Es ist also nicht nur gängige Praxis die Auszugslänge bis zum Bogenrücken zu messen, sondern auch ausdrücklich in den AMO-Standards so empfohlen.

Diese Messmethode sollte auch verwendet werden um die Kraft auf den Fingern eines Schützen festzustellen, die man als Basisinformation in den Spinewert-Rechner eingeben muss.

Basisdaten: Kraft „auf den Fingern“

Denn die Kraft die auf dem Bogen angegeben ist, z.B. 25#@28″, heisst lediglich, dass der Bogen beim Normauszug von 28″ (AMO Standard) einen Kraft von 25# hat.

Je nach dem wie groß der Schütze aber ist, hat er unter Umständen eine ganz andere Auszugslänge.

Und somit eine ganz andere Kraft, die auf den Pfeil einwirkt und den Spinewert bestimmt!

Diese Kraft lässt sich auch nicht berechnen sondern muss tatsächlich mit einer Zugwaage gemessen werden, da sie nicht linear zu oder abnimmt und es auch Produktions-bedingte Toleranzen bei den Bögen gibt.

Hier ist jeder Fachhändler gerne behilflich.

Hat man diese Basisdaten ermittelt für den Schützen ermittelt, kann man den Spinewert-Rechner benutzen um sich dem idealen Spinewert der Schäfte zu errechnen.

Natürlich kommt nur mit den richtigen Eingaben ein optimales Ergebnis dabei heraus.

In dem Screencast habe ich es nicht explizit gezeigt, aber der Spinewert-Rechner kann natürlich auch mit Kommazahlen umgehen. Denn je genauer die Eingaben, desto genauer das Ergebnis.

Holzpfeile, Carbonpfeile und wie der Spinewert angegeben wird

Die Ausgaben im Spinewert-Rechner des archers‘ multitool erfolgt übrigens sowohl für Holzpfeile in englischen Pfund als auch für Carbon-Pfeile in 1/100 inch Durchbiegung.

Denn ein Carbon-Pfeil mit dem Spinewert von z.B. 600 biegt sich 0,6 inch durch, wenn er auf zwei Auflagepunkte im Abstand von 28 inch aufgelegt wird und in der Mitte ein Gewicht von ca. 2# angehängt wird. Ein Schaft mit Spine 1300 würde sich 1,3 inch durchbiegen, ist also weicher.

Weitere Einflussfaktoren auf den Spinewert

Es gibt darüber noch weitere Faktoren die den Spinewert beeinflussen können.

Zum Beispiel ein Footing, eine Versteifung des Pfeils zur Spitze hin, da dadurch der sich biegende Teil des Pfeils kürzer wird und der Pfeil somit härter.

Oder wie weit ein Bogen tatsächlich über die geometrische Mitte an der Pfeilauflage eingeschnitten ist. Hier unterscheiden wir bisher 4 Kategorien, vom selfbow der keine Pfeilauflage hat, bis zum modernen Recurve, der recht weit eingeschnitten ist.

Für die meisten Bogenschützen ist dieser Detailgrad auch völlig ausreichend. Daher sind weitere Faktoren in dieser Version des Spinewert-Rechners noch nicht enthalten.

 

Am Ende kann so ein Rechner, egal wie viele Faktoren er berücksichtigt, nur einen Anhaltspunkt auf der Suche nach dem perfekten Pfeil bieten.

Einflüsse wie Ablass, Griffhaltung und ähnlich individuelle Werte kann kein Programm erfassen. Hier muss man am Ende die Pfeile ausschiessen und feintunen.

Mit einem Pro-Account kannst du alle tools werbefrei nutzen und trotzdem die Weiterentwicklung des archers‘ multitool unterstützen.

Hier geht es zum:

archers‘ multitool

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