Wie Moral und Gesetz dich beim Bogenschiessen stärken

Im dritten und letzen Artikel zum Thema „Recht und Bogenschiessen“ geht es um Moral und Gesetz.

Moral und Gesetz bauen auf Werten auf.

Unsere Werte sind die Grundlage für unsere geistige Kraft. Wer auf der Suche nach seiner Berufung ist, muss sich seiner Werte bewusst werden. Sie sind es, die uns voranschreiten lassen, wenn die Lage hoffnungslos wirkt, sie machen den Unterschied zwischen Held und Looser.

Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen zu den ersten beiden Artikeln aus der Reihe „Recht und Bogenschiessen„.

Besonders haben mich die Fragen per Email gefreut, was denn nun Gesetze und Recht mit Bogenschiessen für hochsensible Menschen zu tun hat?
Denn wenn man zur Selbsterfahrung nur auf Zielscheiben schiessen möchte, kann man doch das meiste davon ignorieren, oder?

Am Ende dieses Artikels wird sich der Kreis nun schließen.

 

Werte

Intrinsische Motivation, also Motivation die aus uns selbst heraus kommt, ohne einen Anreiz im Aussen, basiert auf der Erfüllung unserer individuellen Wertvorstellung.

Die psychologische Definition von „Wert“ lautet:

„Ein mit der Kultur vermittelter Wert dient als „Richtlinie“ dem Menschen zum Verständnis bzw. zur Erkenntnis der Welt und wird infolgedessen bei der Planung des Verhaltens zur Prämisse.“

Werte dienen also zur eigenen Orientierung und beziehen sich immer auf uns selbst.

Ein Verstoß gegen die eigene Moral, ist ein Verrat an den eigenen Werten und wird immer mit einem Schaden am eigenen Selbstwert und Selbstvertrauen bestraft.

Um beides dagegen zu stärken, müssen wir also unsere Werte zunächst einmal kennen und für uns akzeptieren.

 

Moral

Moral wird in einer Gesellschaft aus den Werten der Einzelnen gebildet.

So lautet die Definition des Wortes Moral:

„aus kultureller und religiöser Erfahrung gebildetes Regel-, Normen- und Wertesystem, das in einer Gesellschaft als Verhaltensmaßstab betrachtet wird.“

Man muss eine gesellschaftliche Moral also nicht zwingend akzeptieren.

Ein Verstoß gegen die moralischen Werte einer Gesellschaft bleibt meist ohne rechtliche Konsequenzen, hat aber Auswirkungen darauf, wie derjenige und die Gruppe zu der derjenige gehört, wahrgenommen werden. Daher gehört in manchen Lebensabschnitten die Rebellion gegen die aktuellen Wertesysteme auch einfach dazu, um die eigenen Grenzen zu erfahren.

Wie kommt man aber überhaupt zu einer gesellschaftlichen Moral?

Etwas, dass in einer Gesellschaft als Verhaltensmaßstab betrachtet wird, muss für das Wohlergehen aller von der Handlung Betroffener optimal sein.

Das wiederum ist die Definition von Utilitarismus, einer Ethik geprägt vor allem durch Jeremy Bentham, einem englischen Jurist, Philosoph und Sozialreformer (1748–1832).

Und in dieser Ethik gibt es eine wunderbare Maxime:

Handle so, dass das größtmögliche Maß an Glück entsteht!
(Prinzip des maximalen Glücks bzw. engl. maximum-happiness principle).

Wenn man sich an dieses Prinzip hält, stellt sich die Frage, wann man sich überhaupt mit Gesetzen auseinander setzen muss.

 

Gesetze

Gesetze sind Regeln, die auf Basis einer gemeinsamen Moralvorstellung aufgestellt wurden, um das Zusammenleben von Menschen zu ordnen und den einzelnen vor Schaden zu schützen.

Sie gehen also einen Schritt weiter als Moral, in dem sie Verstöße auch mit Strafen sanktionieren.

Man muss auch Gesetze nicht zwingend akzeptieren, wenn zum Beispiel die eigene Wertvorstellungen den Werten die dem Gesetz zu Grunde liegen zuwiderlaufen, aber man muss die Konsequenzen akzeptieren.

Ein Gesetz ist zunächst eine abstrakte Regel, die dann auf die konkrete Situation übertragen und angewendet werden muss.

Dazu muss man den Gesetzestext richtig lesen und interpretieren. Keine leichte Übung, die man daher in einem Jura-Studium erst jahrelang trainieren muss.

Doch selbst wenn man juristisch geschult ist, bedarf es oft einer Interpretation, einer Auslegung der Textpassage. Diese Auslegung kann zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, je nach Standpunkt, weshalb Richter dann über das Ergebnis entscheiden müssen. Und Richter einer höheren Instanz über die Richtersprüche, mit denen eine Seite nicht zufrieden ist.

So sind im Waffengesetz viele Dinge grundsätzlich geregelt, einige Ausnahmen auch explizit, aber vieles lässt Interpretationsspielraum. Es ist einfach nicht möglich, jede Eventualität exakt abzubilden.

An manchen Reaktionen auf meine Artikel zum Thema Recht sieht man, dass wir Dinge als gesetzlich geregelt annehmen, auch wenn sie es nicht sind oder umgekehrt. Es ist oftmals unsere eigene Moral, die wir zu Grunde legen.

Das schiessen auf Mannscheiben, also Zielscheiben die einen Menschen darstellen, ist nur dann gesetzlich verboten, wenn man im Rahmen eines Verbandes mit Pfeil und Bogen schiesst, zum Beispiel bei einer deutschen Meisterschaft. Denn dieser Verband hat eine genehmigte Sportordnung und damit ist das schiessen auf Mannscheiben verboten. Man darf also vom Gesetz her in einer privaten Umgebung auf solche Scheiben schiessen. Aber ist es auch moralisch vertretbar? Wäre eine solche Handlung für das Wohlergehen aller von der Handlung Betroffener, also auch wie Bogenschützen allgemein wahrgenommen werden, optimal?

Oder die Nutzung von Pfeil und Bogen in einem öffentlichen Park, in dessen Hausordnung es nicht explizit verboten ist. Da der Bogen ein Spielgerät ist, ist es rechtlich zunächst nicht verboten, wenn man sicher stellen kann, dass niemand gefährdet wird. Aber ist es auch moralisch richtig?

Selbst wenn Dinge nicht explizit verboten sind, haben wir manchmal das Gefühl, dass bestimmte Handlungen nicht richtig sein können.

Sie verstoßen dann gegen unsere Werte.

 

Fazit

Gesetze sind das Ende einer Wertekette.

Am Anfang stehen die eigenen Werte, die eigene Moral. Unsere Werte regeln die Prioritäten, die wir möglichen Alternativen bei einer Entscheidung geben.

Gemeinsame Werte in einer Gemeinschaft bilden eine gemeinsame Moralvorstellung. Aber jeder Bogenschütze muss für sich entscheiden, welche dieser Werte unter Bogenschützen er für sich übernehmen möchte.

Gesetze basieren auf einer allgemeinen Moralvorstellung und versehen bestimmte Verstöße mit Strafen um den Einzelnen oder die Gemeinschaft vor Schaden zu schützen.

Die eigenen Werte für sich zu ergründen und zu definieren ist ein ganz wichtiger Prozess zur Selbsterfahrung. Unsere Werte leiten uns in unserem Leben. Sich ihrer bewusst zu sein, macht Entscheidungen einfacher. Sie sind ein Teil unseres Mindset und am Ende ist es immer das Mindset, dass zwischen Aufgeben und Durchhalten den Unterschied macht.

Gerade wenn wir als hochsensible Menschen die meiste Zeit für uns alleine Bogenschiessen, um uns selbst besser kennen zu lernen und uns selbst wieder zu hören, hängt das Durchhalten und die Motivation von der inneren Einstellung ab, von deinem Mindset, dass auf deinen Werten beruht.

Wenn dich diese Artikelserie also dazu angeregt hat, über deine Werte, deine Moral und die Moral unserer Gesellschaft in Form unserer Gesetze nachzudenken, dann freue ich mich sehr.

Gerne kannst du mir deine Gedanken hierzu in die Kommentare unter diesen Artikel schreiben.

 

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Weiterführende Links

4 Gedanken zu „Wie Moral und Gesetz dich beim Bogenschiessen stärken

  • 10.07.2016 um 22:23
    Permalink

    Hallo Jean,
    mit Moral und Gesetz ist schon so eine Sache.
    Hängt auch davon ab, wie du sozialisiert bist. Es gibt diesen Spruch, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten. Mittlerweile versuche ich es anders herum, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt. Und nehme auf meinen Waldspaziergängen mit Hund auch Pfeil und Bogen mit und schieße dort wo die Chance ein Tier oder Menschen zu treffen äußerst gering ist.
    Ist aber ein langer Weg bis dahin. ..
    liebe Grüße
    Andreas

    Antwort
    • 11.07.2016 um 19:46
      Permalink

      Hi Andreas, genau darum geht es. Sozialisierung basiert auf Werten, auch Werte die wir vermittelt bekommen haben. Wir sind frei, diese jederzeit zu überdenken und neu zu priorisieren. Wenn wir unseren eigenen Werten folgen, sind wir glücklicher. Dazu müssen wir sie natürlich erst mal kennen.

      Antwort
  • 8.09.2019 um 08:33
    Permalink

    Vielen Dank für diesen sehr schönen Text. Als Volljurist kann ich Ihnen nur zustimmen, es gibt noch mehr als nur die Einhaltung positiven Rechts. Dieses ist das Minimum unseres Zusammenlebens, aber es ist für sich nicht ausreichend für ein gedeihliches Zusammenleben. Gemeinsinn, Achtung vor den anderen, Zurückhaltung und Rücksichtnahme sind für das Glück und den Frieden unerlässlich.

    Ich lese Ihren kenntnisreichen und gut geschriebenen Blog sehr gerne!

    Antwort
    • 8.09.2019 um 20:38
      Permalink

      Vielen Dank für diesen freundlichen Kommentar.

      Antwort

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